Seit zwei Monaten ist Jenny bei uns im Betrieb. Die 19-Jährige macht ein Praktikum, vier Monate hat sie noch vor sich. Leider kommt Frau Nadel gar nicht klar mit Jenny. Ein echter Zickenkrieg. Jede will es besser wissen als die andere.
Zum Beispiel letzte Woche. Viel zu tun und alle Mitarbeitenden im Stress. «Wir brauchen ein neues To-do-Tool!», erklärt Jenny belehrend. «Bis jetzt hat alles funktioniert, wenn sich alle selber organisieren. Ich arbeite gerne mit Post-its!» erwidert Frau Nadel. «Sie wissen nur nicht, was diese Programme können!», holt Jenny aus. «Und Sie wissen nicht, wie die Arbeitswelt funktioniert. Viel zu jung!», gibt Frau Nadel zurück. Natürlich schlichte ich immer, aber das ist gar nicht so leicht. Und einfach nur nervig.
Mittagspause. Die beiden streiten schon wieder. Diesmal geht es um den richtigen Gebrauch der Mikrowelle. Nicht zu fassen! Jetzt reicht es mir! Ich gehe in die Offensive. Mit der Herzlichkeitsmethode!
Ich bringe beiden Kaffee, sage auffällig laut: „Danke!“. Grüsse, wenn ich komme, bringe Kekse und betone oft, wie wertvoll die beiden für mich sind. ‹¡Ay, caramba!› das kostet mich viel.
Nach zwei Wochen bin ich fix und fertig. Und was hat sich geändert? Nichts. Im Gegenteil. Zwischen den beiden herrscht nun eisige Funkstille. Aber ich gebe nicht auf, mein Geburtstag ist DIE Chance! Dann lade ich ein zu Kaffee und Kuchen. Und ich organisiere Partyspiele. Sowas kann ich gut. Und ich habe die Hoffnung, dass die beiden lernen, sich zu vertragen. Wer nämlich Spass zusammen hat, kann auch besser zusammenarbeiten. Gutes bewirkt schliesslich Gutes. Und so serviere ich Kaffee und werfe mit Komplimenten um mich.
Und dann, plötzlich klebt ein Zettel an meinem Bildschirm: «Vielen Dank, Mrs Dooright, ihre Geburtstagsparty war echt toll!». Kurz darauf erhalte ich eine WhatsApp von Frau Nadel: «Danke tausend für die tolle Party» Und jetzt wird mir klar… die Funkstille war eigentlich keine Funkstille. Die beiden haben im Stillen doch von einander gelernt!