Frau Nadel hat gebastelt. Jeden Monat senden wir an unsere Mitarbeitenden einen Kurzbrief mit motivierenden Worten, interessanten Zahlen und den aktuellsten News.
Frau Nadel hatte sich grosse Mühe gegeben und einen hübschen Brief gestaltet. Stolz zeigt sie ihn mir. Am Rand hat es Schneeflocken und ganz unten prangt ein Bild vom schneebedeckten Matterhorn. Auf die glitzernden Sterne, die auf dem Couvert kleben, ist Frau Nadel besonders stolz. Da werde ich skeptisch: «Frau Nadel, wer soll denn all diese Sterne aufkleben? Wir versenden über 100 Briefe …»
¡Ay, caramba! Das ist zu viel für Frau Nadel. «Liebe Kollegin. Machen Sie doch den Brief selber, wenn Sie alles besser machen!» Sie war brüskiert. Total. Meine sachlich gemeinte Frage verletzte sie tief. Nun verlässt sie mit hochrotem Kopf den Raum und lässt mich verdattert zurück.
Was zeigt mir das, Birdy? Blöde Frage. Chli mehr Fingerspitzengefühl, gell?
Ob Frau Nadel sich wieder erholt hat? Als Zeichen der Wertschätzung habe ich mich nun entschieden, in den sauren Apfel zu beissen. Ich war in der Papeterie und auf meinem Schreibtisch liegen jetzt Hunderte von Glitzersternen und 108 Couverts.