Bei uns in der Schnürsenkelfabrik «am Schnürchen» ist momentan die Hölle los! Der Saisonstart steht an.
Herr Weber, unser CEO, stellt das neue Farb- und Musterkonzept vor. Thema: «Erleuchtet in den Herbst». Das gefällt mir. Grüne Schnürsenkel mit roten Punkten, gelbe mit orangefarbenen Streifen. Knallig, bunt und fröhlich. Vielleicht hole ich mir dann welche aus der Spedition. Die passen perfekt zu meinen neuen Schuhen!
Die Spannung steigt. Ich erwarte etwas Atemberaubendes. Diese Modedesigner verlangen schliesslich einen stolzen Preis.
Herr Weber zelebriert diesen Moment regelrecht: «Und nun: die Premium-Line des Herbstes in 3… 2… 1… » WHAM! Dunkelheit. Stille.
Herr Weber schaut zuerst auf die plötzlich weisse und leere Leinwand, dann zu mir, dann auf den Laptop. Dieser steht da, ohne Netzkabel. Akku leer.
«Mrs. Dooright, wo ist mein Netzkabel? Ich muss es verlegt haben», stottert er, nun ganz blass und zittrig. Das Netzkabel ist wohl im Büro. Am anderen Ende der Fabrik! ¡Ay, caramba!, so peinlich! Es kommt, was kommen musste: die Spannung verloren, die Gäste gelangweilt. Ziemlich unelegant müssen wir eine Kaffeepause vorschieben.
Nach der Sitzung meint Herr Weber zu mir, dass er ab jetzt immer alles genau prüfe und jeweils zehn Minuten vor Beginn vor Ort sei. Das Büro ist eben kein Ponyhof. Er scheint seine Lektion gelernt zu haben.